Unser Autor hat es tatsächlich getan und einen ganzen Monat komplett ohne Internet und Smartphone gelebt – und dies sogar überlebt.
11 Dinge, die ich in einem Monat ohne Internet gelernt habe
Ich gebe zu, ich habe mein kleines Internet-Sabbatical im Urlaub eingeschoben, aber ich bin trotzdem zuversichtlich, dass ich mir meine gewonnenen Erkenntnisse im Alltag nicht sofort wieder aus dem Hirn surfe. Folgende elf Dinge habe ich während meiner Abstinenz gelernt.
1. Keine Newsfeed-Überfütterung ist gut für die Magen-Darm-Flora
2. Internet als Unterhaltungsmedium ist überbewertet
3. Ohne die Meinungs-Penetration der anderen ist das Leben leichter
4. Nicht alles jederzeit auf seine Richtigkeit überprüfen zu können, ist Balsam für die Seele
Ja ja, voll praktisch, wenn man zum Beispiel gerade nicht mehr weiß, auf welcher Seite denn dem Hitler ein Hoden fehlte. Zack, Google, Wikipedia und fertig. Geil! Aber braucht man das? Ich glaube nicht.
5. Ohne Internet kann man die analogen von den digitalen Freund*innen noch besser unterscheiden
Es gibt Freund*innen oder eher Bekannte, die eigentlich nur so präsent sind, weil sie jeden noch so dämlichen Status liken und nur dadurch fast als richtige Freund*innen und fester Bestandteil wahrgenommen werden. Fallen diese Likes und Kommentare komplett weg, sind sie eigentlich nur noch Sternenstaub.
6. Wenn man kein Smartphone hat, muss man es auch nicht suchen
Mist, wo ist denn dieses kolossale kleine Ding, was ich den ganzen Tag dringend brauche? Liegt es unter der Heizdecke? Hab ich es im Suff verschenkt? Und warum hab ich es nur auf lautlos gestellt? Von diesen kleinen und großen Dramen ist man befreit, wenn man einfach keines hat. Ich gebe einen analogen Daumen hoch.
7. Ich kann doch noch Bücher zu Ende lesen
Ein Großteil der Bücher, die verkauft werden, wird wirklich niemals gelesen. Welch unfassliche Ressourcenverschwendung und ja, ich gestehe, auch mein Regal ist voll von ungelesen Pfennigromanen und anderen Meisterwerken, die mir aufgrund des schnellen Inputs aus dem WWW noch nie in den Schoß gefallen sind. Ohne dieses Internet landen sie jedoch in der Tat früher oder später genau dort.
8. Das einzige, was ich wirklich vermisst habe, war Online-Banking
Die GEZ mahnt und mahnt und man kann sich nicht schnell online von dieser Last befreien. Hilfe! Ja, ich gestehe, Online-Banking, ich habe dich mindestens einmal vermisst.
9. Nach zwei Wochen ist man auch unterbewusst entwöhnt
Die ersten Tage ertappt man sich nicht nur einmal dabei wie man unbewusst seine Taschen abtastet, ohne dass man eigentlich einen konkreten Plan hat, was man denn mit dem mobilen Internet anstellen möchte. Nach spätestens zwei Wochen ist dieser Automatismus abgestellt und der trockene Entzug wird, wie bei jeder mittelschweren Sucht, mit der erlösenden Entwöhnung belohnt. Wo war noch mal dieser Zuckerberg?
10. Ohne Netz gibt es weniger Inszenierung
Vor gar nicht langer Zeit, als man noch in einen See gesprungen ist, um nass zu werden, da beobachtete ich eine etwas traurige Angelegenheit: Vier Jugendliche alberten zur späten Stunde an einem Brandenburg-Beach und beschlossen, total spontan noch mal in die flauen Fluten zu jumpen. Es hätte ein herrliches Planschen mit erstem Anfassen werden können, doch die Gruppe war während der Aktion wirklich nur damit beschäftigt, den eigentlichen Spaß so perfekt wie möglich in Szene zu setzen. Als die gewünschten Aufnahmen dann im Kasten (Internet) waren, war der Abend gelaufen. Es hätte so schön sein können – ohne.
11. Kopfkino ist geiler als Online-Porno
Im Falle einer gewünschten Selbstbefriedigung verzichtet fast niemand mehr auf dieses grenzenlose sexy Angebot aus dem Internet. Vielleicht geht es so am schnellsten, aber aufregender ist es definitiv ohne. Ich schwör‘!
Von Theo Rio auf Mit Vergnügen erschienen.
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