Teilnehmende hatten zuvor ihren Unmut über die Speakerliste der php Central Europe Konferenz in Dresden geäußert. Nun gaben die Organisator*innen bekannt, dass die Veranstaltung abgesagt wurde.
Software-Konferenz wird abgesagt, weil nur männliche Speaker eingeladen sind
„Die Konferenz wurde abgesagt und wird nicht fortgesetzt“ – mit diesem knappen Statement geben die Organisator*innen der php Central Europe Konferenz in Dresden auf ihrer Webseite bekannt, dass das Event in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Als Begründung werden lediglich drei Links angegeben: Sie führen zu Tweets und Blog-Einträgen, in denen Teilnehmende zuvor die Konferenz für ihre ausschließlich männliche Speaker-Liste kritisiert und ihr Fernbleiben begründet hatten.
Hinter der Veranstaltung steckt der Verein PHP Usergroup Dresden. Die Mitglieder dieser Gruppen, die in verschiedenen europäischen Städten existieren, verbindet das Interesse für die Software PHP (Hypertext Preprocessor), mit der Webseiten und Apps entwickelt werden. „Unser Ziel ist es, Wissen rund um PHP und Softwareentwicklung im Allgemeinen aufzubauen und zu teilen“, so der Dresdener Verein auf seiner Webseite.
„Schämt euch. Es ist 2019. Das können wir besser.“
Dazu fand 2017 und 2018 die php Central Europe Konferenz in verschiedenen europäischen Städten statt, in diesem Jahr war sie ursprünglich für den Zeitraum vom 4. bis 6. Oktober in Dresden geplant. Doch vorab gab es Kritik an der fehlenden Diversität der Menschen, die dazu eingeladen waren, Vorträge zu halten und Workshops zu geben. So schrieb der US-amerikanische Entwickler und Unternehmer Karl L. Hughes im Juli auf Twitter: „Die diesjährige php Central Europe Conference scheint ein White Males Only-Line-up zu haben. Schämt euch. Es ist 2019. Das können wir besser.“
This year’s @phpce_eu conference seems to have gone with the „White Males Only“ conference lineup 😬
Shame. It’s 2019, we can do better.
— Karl L Hughes (@KarlLHughes) July 17, 2019
Am Sonntag schrieb Hughes, sein Tweet vom Juli werde auf der Webseite der Konferenz als Grund dafür angegeben, warum zu wenige Menschen Tickets für das Event gekauft hätten – und nun die Veranstaltung abgesagt werden musste. „Ich hatte nicht die Absicht, Einzelpersonen oder der PHP-Community, die Organisator*innen mit eingeschlossen, zu schaden. Doch wenn ich nun dafür, dass ich für unterrepräsentierte Community-Mitglieder einstehe, Hass abbekomme, nehme ich das gerne in Kauf.“
My intent was not to harm any individuals in the #PHP community (including the event’s organizers), but if standing up for underrepresented community members gets me some hate, I’ll gladly take it.
— Karl L Hughes (@KarlLHughes) August 24, 2019
Teilnehmer hatten sich zuvor vergeblich mit dem Organisationsteam in Verbindung gesetzt, um Lösungen zu finden
Doch nicht nur der rückläufige Verkauf von Tickets, die im vergangenen Jahr zwischen 99 und 390 Euro kosteten, scheint den Organisator*innen Probleme bereitet zu haben. Manche eingeladenen Speaker hatten zuvor ihre Teilnahme abgesagt, so auch der Entwickler Mark Baker, der auf der Konferenz gleich zwei Vorträge halten sollte. Auf seinem Blog schrieb er Ende Juli: „Manchmal muss man zu seinen Überzeugungen stehen, auch wenn es den Veranstalter*innen der Konferenz Schwierigkeiten bereitet, die bereits den Zeitplan veröffentlicht haben.“ Er habe sich zuvor mit dem Organisationsteam in Verbindung gesetzt. Dieses hätte angeführt, unter den 250 Einreichungen für Workshops und Vorträge habe es nur eine von einer Frau gegeben. „Ein Grund dafür könnte sein, dass auch das Line-up des letzten Jahres fast ausschließlich männlich war“, so Baker.
„Wenn du bemerkst, dass du keine Einreichungen von Frauen oder Menschen anderer marginalisierter Gruppen hast, ist das ein Zeichen, dass du dich mehr um sie bemühen musst.“
Entwickler Larry Garfield
Als dritten Grund für die Absage wird auf der Webseite der Konferenz ein weiterer Blog-Eintrag des US-amerikanischen Entwicklers Larry Garfield angegeben. Auch dieser war eingeladen, zwei Vorträge zu halten. Er berichtet ebenfalls, wie er das Organisationsteam kontaktiert habe, um Lösungen zu finden, als er das ausschließlich männliche Line-up bemerkt habe. So hätten er und andere Kolleg*innen dem Team angeboten, Wege zu finden, die Kosten für ihre Reise und Unterkunft zu reduzieren, um so ein Budget für weitere, weibliche Speakerinnen zur Verfügung zu stellen. „Doch leider waren die Organisator*innen dafür nicht offen“, so Garfield. Das Team hätte darauf bestanden, dass die Einreichungsfrist für Vorschläge von Speaker*innen bereits verstrichen sei. Bei Garfield, der in seinem Beitrag ebenso ankündigte, nicht an der Konferenz teilzunehmen, stößt das auf Unverständnis: „Wenn du bemerkst, dass du keine Einreichungen von Frauen oder Menschen anderer marginalisierter Gruppen hast, ist das ein Zeichen, dass du dich mehr um sie bemühen musst.“